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Chronik des Männergesangsvereins „Gute Freunde“ Schmachtenhagen e.V.

 

 

Einen langen Zeitraum gilt es in dieser Chronik zu betrachten.

Der Männerchor „Gute Freunde“ Schmachtenhagen e.V. hat 123 Jahre deutsche Geschichte durchlebt und in dieser Zeit stets das deutsche Volksliedgut gepflegt. Zwei Weltkriege hat er in dieser Zeit überstanden. Eine Inflation, Weltwirtschaftskrise, Währungsreformen und gesellschaftliche Veränderungen erschütterten diese Vereinigung der „Guten Freunde“ nicht. Mehr als ein Jahrhundert Treue zum Gesang, trotz der wechselvollen Geschichte mit vielen Erfolgen, aber auch mit Rückschlägen, verbindet uns Sänger. Ein Jahr wie das diesjährige ist nicht nur die Geschichte eines Vereins, sondern auch ein wenig Kulturgeschichte des deutschen Liedes, das sich allen Stürmen dieser Zeit zum Trotz als eindringliches und überzeugendes Bekenntnis zur Freiheit, Menschlichkeit und Traditionsverbundenheit erhalten hat.    

 

Im Jahr 1894 wurde in Schmachtenhagen ein Junggesellenverein gegründet. Zwei Jahre später stellte man fest, dieser Junggesellenverein hat eigentlich kein echtes Ziel. Aus einem Versammlungsprotokoll kann man herauslesen, dass am 15. April 1896 die Geburtsstunde des Männerchores „Gute Freunde“ schlug.

 

Schneidermeister Wiese, Georg Rasenack, Ernst Schulz und Fritz Schröder, so kann man es nachlesen, sind die Gründungsmitglieder dieses Chores. Kurios war nur, dass in Schmachtenhagen bereits ein Männerchor, der „MC 1885“, bestand. Man befand es trotzdem für gut, dass in diesem Ort zwei Chöre bestehen. Damit hatte man einen Gegenpol, der für das Vereinsleben aktivierend  sein sollte. Aus den Jahren bis 1936 haben wir nur wenige Informationen. 

 

Einzelne Fotos aus den Jahren 1925 bis 1929 belegen, dass der Männerchor nach dem 1. Weltkrieg trotz der Lücken, die der Krieg in die Reihen der Sänger riss, recht aktiv war. Reisen in das Elbsandsteingebirge und in den Harz wurden unternommen.

 

Von 1936 an liegen die Protokolle der Versammlungen vollzählig bis zum heutigen Tag vor.

 

1936 und 1937, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde die Existenz des Männerchores „Gute Freunde“ in Frage gestellt. Der Schriftverkehr mit der NSDAP ist sehr aufschlussreich. Den damaligen Vereinsführern Rasenack und Schulz ist es zu verdanken, dass der Chor doch eine Genehmigung zum Weiterführen der Übungsstunden erhielt.

 

1938 wurde der Chor Mitglied des Deutschen Sängerbundes. Sicher ist, dass dieser Beitritt im Zusammenhang mit dem Druck, den die NSDAP auf den Chor ausübte, steht.    

 

Der 2. Weltkrieg begann und wieder musste der Chor einem Krieg Tribut zollen. Die Sänger zogen ins Feld und man stellte die Übungsstunden ein. Die restlichen Sangesbrüder blieben aber  beisammen, hielten ihre Versammlungen ab, und wenn ein Sangesbruder von der Front auf Urlaub kam, wurden die Versammlungen so abgehalten, dass man gemütlich beisammen saß und „einen Stiebel“ trank. Für die Sangesbrüder, die an der Front waren, wurden Päckchen zu Ostern oder zu Weihnachten geschickt. In diesen Kriegszeiten bewahrten sich die „Guten Freunde“ ihre Kameradschaft und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl.

 

1943 enden die Aufzeichnungen und wir können annehmen, dass dieser 2. Weltkrieg empfindliche Lücken in die Reihen der Sänger riss.

 

1948 wurde die Neugründung des Männerchores „Gute Freunde“ vorgenommen. Beide noch existierende Chöre, „Gute Freunde“ und „MC 1885“, schlossen sich zusammen und sie beschlossen, den Namen „Gute Freunde“ zu tragen. Damit existierte nur noch ein Chor in Schmachtenhagen, der Männerchor „MC 1885“ wurde Geschichte. Aber man brauchte natürlich auch noch eine Genehmigung. Diese kam im Jahr 1947 von der sowjetischen Kommandantur in Potsdam. Im Versammlungsprotokoll zur Neugründung wurde beschlossen, sich am demokratischen Aufbau des neuen Deutschlands zu beteiligen.

 

1962, ein Jahr nach dem Mauerbau in Berlin, brachen erneut schwere Zeiten für den Chor an.

 

Im Versammlungsprotokoll heißt es wörtlich: „Der Vereinsführer Erich Schulz stellte die Frage, ob der Verein überhaupt weitergeführt werden kann, es kommen doch nur wenige Sangesfreunde zur Übungsstunde“. Der Sangesfreund Arno Lange ergreift das Wort und macht in seinen Ausführungen darauf aufmerksam, dass der Chor „weiterbestehen müsse, dass sind wir unseren Vätern schuldig“.

 

Am Ende erklärten sich 18 Sangesfreunde bereit, wieder die Übungsstunden zu besuchen und weiter zu singen.

 

1966 verstarb der langjährige Dirigent Adolf Wiese, was für die „Guten Freunde“  ein harter Schlag war. Ersatz musste gefunden werden. Dem damaligen Vereinsführer Joseph Minzer gelang es, den damaligen Chorleiter vom Pharmachor Oranienburg, Bodo Puls, zu überreden, unseren Chor zu dirigieren. So entstand eine Zusammenarbeit, die Jahre Bestand hatte. Wir traten als Gemeinschaftschor „Gute Freunde“ und „Pharma“ auf.

 

In dieser Zeit entstand der Kontakt zu dem gemischten polnischen Chor in Czechwice-Dziedzice. Wir traten in Polen auf und luden auch den polnischen Chor zu uns ein. Nach der Tätigkeit von Bodo Puls übernahm      Werner Röse unseren Männerchor als Dirigent,  der den Taktstock am 24.01.2009 an Michael Thalmann übergab.

 

Ein wichtiger Höhepunkt im Bestehen des Männerchores „Gute Freunde“ Schmachtenhagen e.V. war vor allem für alle aktiven Sänger die Verleihung der „Zelter-Plakette“ am 07. Juni 1997 in Finsterwalde. Es erfüllt uns alle mit Stolz, in diesem Chor zu singen und das Erbe der Vorfahren zu pflegen und zu bewahren.

 

Mit Michael Thalmann, bereits seit 1992 aktives Mitglied unseres Chores, wurde eine völlig neue Ära eingeleitet. Es stand nicht mehr nur die Pflege des deutschen Volksliedgutes auf dem Programm. Um die Zukunft des Chores zu sichern, um auch und gerade junge Menschen für den Chorgesang zu begeistern  und als aktive Sänger zu gewinnen, wurde eine andere, modernere  Richtung eingeschlagen. Dazu war natürlich auch ein Umdenken bei den gestandenen Sängern notwendig, was aber ohne Probleme daher ging.  Mit dem Einzug von Mikrofonen, Verstärkertechnik und Keyboard wurde auch das vorhandene Liedgut in einer Weise dargeboten, wie es vorher keiner kannte und um moderne Schlager, um Seemannslieder, Shantys und Medleys aus den 50er Jahren, Walzerrhythmen und Berlin-Klassikern erweitert.

 

Aus dem ehemals klassischen Männergesangsverein wurde in relativ kurzer Zeit eine Art „Party-Chor“ mit Gesang und Unterhaltung für das Publikum. Die Nachfrage nach Auftritten unseres Chores und der Zulauf junger Sänger zeigt, dass der eingeschlagene Weg der richtungsweisende für die Zukunft des Männerchores „Gute Freunde“ Schmachtenhagen e.V. ist.

 

Neben Licht gab es im Jahr 2015 dann aber auch eine schattige Seite, denn  Michael Thalmann hat zum Ende des Jahres mit der Beendigung seiner Tätigkeit als Chorleiter unseren gemeinsamen Weg des Erfolges verlassen.

 

Die Suche nach einem Nachfolger oder auch einer Nachfolgerin stellte sich unter vielen Gesichtspunkten, vor allem aber aufgrund der musikalischen Ausrichtung, als sehr schwierig dar. Keinesfalls wollten wir den eingeschlagenen Weg wieder verlassen, wollten aber gleichzeitig auch unseren Chor am Leben erhalten.

 

Der Spagat gelang und im Januar 2016 nahm mit Hannelore Kersten eine neue Chorleiterin die Geschicke unseres Chores in die Hand. Unsere aktiven und fördernden Mitglieder, wie auch der gesamte Ort Schmachtenhagen, waren über diese Nachricht sehr glücklich.

 

Zwei  intensive Jahre der gemeinsamen Arbeit begannen und sie gestalteten sich trotz vieler Mühen von beiden Seiten dann doch immer wieder ein wenig holprig. Einerseits sollten wir uns auf eine neue Art des Dirigierens seitens unserer Chorleiterin einstellen, andererseits sollte Hannelore Kersten, stets die Arbeit mit einem Frauenchor gewöhnt, mit einer gehörigen Portion Männerpower zurechtkommen. Die unterschiedlichen Sichtweisen führten letztlich im Interesse der Chorgemeinschaft zu der beidseitigen Erkenntnis, den gemeinsamen Weg zum Ende des Jahres 2017 wieder zu beenden.

 

Doch wie sollte es nun weitergehen?

 

Nach zwei Jahren der Regeneration und des Abstandes zu seiner Tätigkeit als Chorleiter war in Michael Thalmann die Lust auf eine Fortsetzung des 2015 beendeten gemeinsamen Weges mit seinem „Party-Chor“ stetig gewachsen. Gut erholt, mit viel Enthusiasmus, neuen Ideen und Tatendrang, war nach wenigen Gesprächen zwischen uns klar:

 

                                                                         Das wollen wir gemeinsam!  

 

Und es kam so wie erhofft. Die Jahre 2018 und 2019 waren für unseren Chor nicht nur durch intensive Chorproben und das Einstudieren neuer Titel zur Unterhaltung unseres Publikums gekennzeichnet, sondern führten uns mit unserem Programm auch zu tollen Konzerten in das Land Brandenburg, nach Berlin und vor allem auf die Ostseeinseln Usedom und Rügen.

Im Ergebnis freuen wir uns aber nicht nur über ein begeistertes Publikum, sondern auch über den Zuwachs weiterer fünf Sänger. Eine Bestätigung für die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges.

 

                                                             Sangesfreunde, lasst uns so weitermachen!

 

Und darauf deutete zu Beginn des Jahres 2020 auch alles hin. Unser Veranstaltungskalender war bereits wieder mit Konzertterminen auf den Ostseeinseln und für Auftritte bei anderen Veranstaltern bis hin zum Weihnachtssingen gefüllt.

 

Aber dann kam der 14. März 2020 – erneut ein rabenschwarzer Tag in unserer Chorgeschichte. Unserem Probenraum im Bürgerhaus in Schmachtenhagen wurde von heute auf morgen „das Licht“ abgeschaltet. Die Stadt Oranienburg sah sich durch eine Pandemie namens „CORONA“ zu dieser Maßnahme veranlasst. Je nach Festlegungen aus dem Kanzleramt in Berlin und unter Befolgung von Bund-Länder-Beschlüssen gab es für unseren Probenraum seitens der Stadt Oranienburg Phasen von „Licht-an“ und „Licht-aus“, bis es ab dem 30. Oktober 2020 dann bis zum 13. Juni 2021 komplett dunkel blieb.

 

Die erteilten Vorgaben für die erste „Licht-an“ - Phase ab dem 19. Juni 2010 haben es dabei verdient, einen gesonderten Platz in der Chronik unseres Männerchores zu finden. So war die Vorgabe zur Durchführung der Chorprobe mit maximal 16 Personen aufgrund der Raumgröße ein verständliches Argument, eine Probe „ohne“ Gesang seitens der Teilnehmer gab es in unserer Vereinsgeschichte jedoch noch nicht.  

 

Ein Konzert nach dem anderen wurde seitens der Veranstalter abgesagt, Veranstaltungen wie unsere Chorfahrt 2020, unsere Weihnachtsfeier 2020 oder unsere Feier anlässlich des 125. Geburtstages unseres Männerchores am 15. April 2021, fielen den staatlichen Vorgaben zum Opfer.

 

Ein fremdbestimmtes Alltagsleben, eine Zeit ohne Lebensfreude, ohne Hobby für 31 aktive Sänger und unseren Dirigenten.

 

Doch wie so oft in unserer 125jährigen Geschichte haben wir uns auch jetzt gegenseitig Mut zugesprochen, die Ereignisse seit März 2020 ausgehalten und werden auch das, was da noch auf uns zukommt, tapfer überstehen.

 

Ab April 2022 dann endlich wieder Licht am Horizont. Die ersten Auftritte, die ersten Konzerte waren möglich. Nicht nur wir Sangesfreunde haben auf diesen Moment gewartet, auch unser Publikum hat den Moment des Gesanges und der Unterhaltung herbeigeshnt.

 

Mit dem Jahreswechsel in das Jahr 2023 dann das große Durchatmen. Endlich waren „COVID 19 – Schutz- und Handlungskonzepte“ und „3G – Zutrittsgewährungen“ kein Thema mehr. Nur noch selten kamen zaghafte, im Jahr zuvor noch zur Pflicht erklärte Rückfragen zum Impfstatus.

 

Unbeschreiblich, der Auftritts- und Konzertplan 2023 unseres Männerchores war innerhalb weniger Tage gefüllt.

 

Der Vorstand

im Januar 2024